Wie sieht die digitale Zukunft der Medizin aus? Die regionale eHealth-Branche traf sich in Kaiserslautern
Die Gesundheitsbranche befindet sich im digitalen Umbruch und künstliche Intelligenz spielt dabei eine entscheidende Rolle. Im Südwesten Deutschlands treiben bereits heute viele Mediziner, Kliniken, Forschungsinstitute, IT-Firmen und Start-ups diese Entwicklung voran und gehen völlig neue Wege im Bereich IT-gestützter Medizin.
Dass die Digitalisierung der Gesundheitsbranche enorme Wachstumschancen für die Region darstellt, belegte das große Interesse am eHealth-Symposium Südwest 2018, das gemeinsam vom Business + Innovation Center Kaiserslautern (bic), der Empolis Information Management GmbH sowie der Westpfalz-Klinikum GmbH zum ersten Mal veranstaltet wurde. Über 100 regionale Akteure tauschten sich dabei über aktuelle und zukünftige Einsatzmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz, Big Data, Precision Medicine und anderen innovativen Ideen aus.
„Die Teilnehmerzahl hat unsere Erwartungen weit übertroffen. Der Erfolg bestätigt uns, dass sich das Symposium als eine der wichtigsten Plattformen für den interdisziplinären Austausch zwischen Medizin, Forschung, Wirtschaft und Politik im Südwesten etablieren kann“, sagt Andreas Klüter, CTO von Empolis und einer der Väter der Veranstaltung. „Alle Beiträge veranschaulichten praxisnah den Einsatz von maschinellem Lernen, Plattform-Technologien sowie Datenschutzkonzepte für eHealth-Geschäftsmodelle.“
In seiner Keynote stellte Professor Wieland Sommer, Radiologe am Klinikum Großhadern der Universität München und Geschäftsführer der Smart Reporting GmbH, dar, wie KI-Technologien Ärzte dabei unterstützen, medizinische Befunde strukturiert und maschinell lesbar zu erstellen. Dadurch kann die Patientenversorgung verbessert und ein Datenschatz aufgebaut werden, auf den jeder Mediziner zugreifen kann.
Macht Deep Learning Radiologen sogar bald überflüssig? Diese provokante Frage warf Dr. Máté E. Maros von der Universitätsmedizin Mannheim auf. Deep-Learning-Algorithmen weisen ein riesiges Potenzial für die radiologische Bilderkennung auf, wobei es noch mehrere Jahre dauern wird, bevor solche Technologien im klinischen Alltag allgemein zuverlässig eingesetzt werden können.
Dr.-Ing. Jan Alexandersson, ki elements UG und DFKI GmbH schilderte, wie künstliche Intelligenz zur frühzeitigen Erkennung von Alzheimer beitragen kann. Intelligente Spracherkennung deckt dabei auffällige Sprachmuster bei Betroffenen auf.
Die Digitalisierung wird auch die Verwaltung von Kliniken und Krankenhäusern dauerhaft verändern. Dr. Pierre-Michael Meier vom IuiG-Initiativ-Rat der Entscheiderfabrik stellte in Aussicht, dass Krankenhausaufenthalte, ähnlich wie Reisen, zukünftig über Portale gebucht werden können.
Apps für das Krankenhauspersonal leisten bereits heute bei der Vermeidung von Infektionskrankheiten durch verbesserte Kommunikation einen wichtigen Beitrag, so Professor Axel Stachon, Chefarzt des Instituts für Laboratoriumsmedizin am Westpfalz-Klinikum, und Professor Norbert Rösch von der Hochschule Kaiserslautern.
Dr.-Ing. Marcin Meyer von der Karl Otto Braun GmbH & Co. KG stellte sogar smarte Wundpflaster vor, die per Sensorik in naher Zukunft direkt Hinweise auf mögliche Infektionen liefern können.
Während der Veranstaltung wurde auch deutlich, dass alle eHealth-Lösungen und -Technologien im Zeichen der DSGVO der EU stehen, die im Mai in Kraft treten wird. Sie bietet sowohl Chancen als auch Risiken, den Datenschutz und die gigantische Menge an verfügbaren medizinischen Daten für eine bessere Patientenversorgung in Einklang zu bringen.
Der Termin für das eHealth-Symposium Südwest 2019 wird im Laufe dieses Frühjahres bekanntgegeben.